Great Walks!
Neuseeland hat 9 Great Walks, drei davon sind auf der Nordinsel, die anderen sechs auf der Südinsel, wobei einer von den sechs auf Stewart Island unterhalb der Südinsel liegt. Great Walks sind Tracks zum Wandern über mehrere Tage. Du packst also deinen Rucksack und läufst Kilometer durch Neuseeland’s unglaublich schöne Natur. An Seen vorbei, Stränden, durch Regenwald, durch Täler, erklimmst Berge und je nach dem zu welcher Jahreszeit wirst du Schnee sehen.
Die meisten Tracks sind zwischen 30 und 70 km lang. Whanganui Journey auf der Nordinsel ist mit 145 km mit Abstand der längste Track. Aber wie viele Kilometer du laufen möchtest bleibt dir natürlich selbst überlassen. Es gibt bei einigen Great Walks die Möglichkeit nur einen Teil zu laufen, entweder dann hin oder zurück mit dem Wassertaxi oder manchmal auch mit einem Bus oder Auto den Weg schon abzukürzen. Aber überall kommt man nicht auch mit dem Auto hin. Denn das ist es, Tage in der Natur sein, zu laufen, bewusst sich dessen auszusetzen, die Ruhe genießen, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und dies alles in dieser prächtigen Landschaft.
Auf der Nordinsel gibt es noch Lake Waikaremoana und den Tongariro Northern Circut. Auf der Südinsel findest du den Heaphy Track, Routeburn Track, Kepler Track, Milford Track, Rakiuta Track und den Abel Tasman Coast Track.
Die Tracks sind mit Campingplätzen ausgestattet sowie mit Hütten zum schlafen. Wenn die Hütten eher für sich in Betracht kommen, buche schon früh genug, zur Hauptsaison können sie Monate vorher ausgebucht sein.
Ich lief zuvor schon einen Teil des Kepler Tracks. Ein paar km hinein und wieder hinaus. Aber es war klar, dass ich zumindest einen Track oder einen Teil dessen laufen möchte, mit mindestens einer Übernachtung. Um zu sehen, ob es was für mich ist, stundenlang mit schwerem Rucksack durch Wälder und über Stock und Stein zu laufen.
Als Sonnenkind war auch ganz schnell klar, dass die erste Wahl auf den Abel Tasman Coast Track im Norden der Südinsel in der Nähe von Nelson fallen würde. Happy darüber noch recht kurzfristig eine Hütte zu bekommen, wollte ich los ziehen, wenn meine Freundin sich auf dem Heimweg befand. Nun in Nelson bei diesem schönen Wetter sollte es ausgerechnet an den beiden Tagen, wo ich den Track machen wollte, regnen. Strand und Regen? Nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich hatte noch Glück, denn ich konnte das Datum der Hütte ändern und es war noch ein einziges Bett für die kommende Nacht frei. Schnell umgebucht und dann hieß es, überlegen was ich brauche, Wassertaxi buchen und am nächsten Tag geht es schon los.
Da ich nicht so viel Zeit hatte, die anderen Hütten teilweise ausgebucht und ich auch erst mal sehen wollte, wie ich so zurecht komme, entschied ich mich für einen zwei Tages Trip. Essen gekauft, Rucksack gepackt und dann schlief ich Abends auf einem Campingplatz bei Marahau um morgens nicht so weit zum Abel Tasman Nationalpark fahren zu müssen.
Ich packe in meinen Koffer…
Ich hätte gerne gewusst wie viel kg mein Rucksack wiegte, ich schätze es waren so 8-10 kg. Am ersten Tag eher 10 wegen des Essens und dem Wasser. Auf dem Abel Tasman Track findest du in den Hütten leider keine Kochstellen, also entweder Campingkocher einpacken oder vorkochen. Ich nahm Toast und Marmelade mit, gekochten Reis und kleine Dosen Tunfisch, Äpfel, Müsliriegel und für den ersten Tag einen Muffin. Auf den freute ich mich schon ganz besonders. Alles andere war so viel, dass ich zwei Tage auskommen würde, ich hoffte es jedenfalls. Zudem schleppte ich noch 3 l Wasser mit mir herum.
Es war zwar warm, sodass eine kurze Hose gereicht hätte, jedoch quälten mich die Sandflies in den letzten Wochen schon genug, dass ich mich für eine lange dünne Jogginghose entschied. Sandflies sind kleine Fliegen, die Mückenstich ähnliche Bisse hinterlassen, nur dass diese bis zu zwei Wochen jucken. Sie können zum Glück nicht durch Kleidung stechen. Meine Knöchel trugen mittlerweile schon einige Spuren, sodass ich nun immer die Socken über die Hose trug, aber es funktionierte. So schöne dicke Socken zum schlafen bei 25 Grad. So stellt man es sich vor oder? Ansonsten nahm ich noch ein Shirt für den nächsten Tag mit, Bikini, Jacke, eine kurze Hose packte ich doch mal ein, was zum schlafen und meinen Sarong.
Zahnbürste, Pasta und Deo. Duschgel nahm ich nicht mit, da es eh keine Duschen gab. Bürste? Wofür? Zwei Tage geht auch ohne. FlipFlops auch nicht. Entweder Nike’s oder Barfuß dachte ich. Mein Stativ hätte ich sehr gerne mitgenommen, entschied mich wegen des Gewichts dagegen, die Kamera ist schon schwer genug. Natürlich Schlafsack und meine Yogamatte nicht zu vergessen, wobei ich die Matte nicht unbedingt gebraucht hätte. Den Track kannst du gut mit Turnschuhen laufen, auch wenn Wanderschuhe natürlich immer besser sind. Ich kam überall in Neuseeland mit meinen Nike’s gut zurecht.
Abel Tasman Coast Track!
Also auf geht’s. An beiden Tagen waren es um die 12 km die ich zu laufen hatte. Mit dem Wassertaxi wurde ich von Marahau zur Bark Bay gefahren. Wir saßen im Boot und wurden mit dem Trecker ins Meer gezogen bzw. geschoben, die Reifen des Treckers waren bis zur Hälfte im Wasser als er uns vom Trailer ließ. Die Strecke zur Bark Bay verlief an der Küste des Abel Tasman Nationalparks entlang, schöne Buchten, tolle Strände, Baumbestückte Hügel und das Wetter war perfekt! Blauer Himmel und Sonne.
Angekommen an dieser langen Bucht mit dem goldenen Sand wäre ich gerne als erstes direkt ins Wasser gesprungen. Ich hatte aber noch min 11,5 km vor mir und hob mir den Spaß für danach auf. Ich kam überraschender Weise sehr gut mit dem Gewicht meines Rucksacks zurecht, meine Füße trugen mich Schritt für Schritt vorwärts. So lief ich km für km weiter in Richtung Anchorage Hut, wo ich die Nacht verbringen würde. Der erste Teil der Strecke führte durch Wald, kleine Bäche, Flüsse, Regenwald und über eine 47 m lange Swingbridge, um einen Fluss zu überqueren. Immer mal wieder begegneten mir ein paar Leute, aber ich genoss diese Zeit mit mir allein.
Von einem tollen Aussichtspunkt mit Sicht über die Torrent Bay bei ungefähr halber Strecke machte ich mich über meinen Muffin her. Das er es soweit geschafft hatte. Bei der Torrent Bay kannst du bei Ebbe durch die Bucht laufen und 3 km sparen. Die Ebbe lag schon ein paar Stunden zurück, auf die nächste warten wollte ich nicht. Es sah nach noch nicht all zu viel Wasser in der Bucht aus, entschied mich aber für den längeren Weg. Direkt am Wasser, lief ich in Schleifen entlang der Küste weiter in Richtung Ziel. Es war so schön, nach den ganzen letzten Wochen wieder am Meer zu sein und Sonne auf der Haut zu spüren.
Ein kleiner Umweg führt zum Cleopatra Pool. Ein Wasserfall mit einem Becken umgeben von vielen Steinen, welche sich zu einem Pool bilden, der zum schwimmen einlud. Ein Stein am Wasserfall war so geformt, dass du den Stein herunter rutschen kannst. Das Wasser war sehr kalt! Beim durchlaufen dachte ich meine Füße werden blau, so kalt war es.
Kurze Zeit später kam ich dann auch an der Anchorage Bay an. Die letzten Meter gingen einen steilen Berg herunter und mir graute es schon dieses am nächsten Tag wieder hoch zu müssen. In suchte mir ein Bett in der Hütte und legte mich an diesen schönen Strand. Nicht lange später und ich war im Wasser. Es war so kalt aber so schön. Richtig kalt! Ich konnte mich nicht erinnern jemals in so kaltem Wasser nur im Bikini schwimmen gewesen zu sein. Es zog mich aber noch ein zweites Mal ins Meer. Verweilte am Strand bis die Sandflies anfingen sich über meine Haut her zu machen und Abends lief ich die Bucht entlang bis zum anderen Ende. Zwischen den habe ich Felsen eine Robbe entdeckt und eine kleine Höhle mit Glühwürmchen. Atemberaubend schön! Diese vielen kleinen Lichter in einem schwarzen Loch.
Obwohl die Matratzen sehr bequem waren, war meine Nacht eher bescheiden. Einer im Zimmer schnarchte so laut, dass es trotz Ohrstöpsel überlaut zu hören war. Als ich um fünf wieder wach wurde und mich entschied auszustehen um beim Sonnenaufgang Yoga zu machen, war das Zimmer fast leer. Von 8 Betten, hatten 5 ihre Matratze in der Nacht genommen und sich zum schlafen in die Küche gelegt. Ja, er hat sehr laut geschnarcht!
Nachdem ich später gefrühstückt hatte zog ich schon um sieben wieder los. Wollte später noch mal wo am Strand chillen. Der Berg wieder hoch war wie erwartet nicht ohne, aber oben angekommen war die Aussicht ein Traum. Ansonsten war der Weg zurück zum Auto an diesem Tag eher sehr monoton. Kaum mehr Höhenmeter, immer entlang Küste auf selber Höhe. Schöne Sicht auf das Meer und immer mal wieder eine Bucht. Sehr schöne Buchten!
Ich verweilte zuerst an der Stillway Bay wo ich aufgrund der Uhrzeit völlig alleine war. Zum Mittag aß ich an der Apple Tree Bay meinen Reis, wo ich zufällig meine Freundin sah, die sich an dem Tag den Nationalpark während einer Kayak Tour vom Meer aus ansah. Wollte später noch mal an einem weiteren Strand ins Wasser, ich realisierte aber nicht, dass ich schon fast am Ende war.
Gegen drei war ich zurück am Auto und fuhr zum Split Apple Rock um dort ins Meer zu springen. Der Felsen sieht aus wie ein durchgeschnittener Apfel. Immer wieder denke ich, wie verrückt es eigentlich ist, dass Menschen aus der ganzen Welt kommen um sich irgendwelche Felsen anzuschauen. Wie viele Felsen ich schon gesehen hatte, wie viele km Umweg ich in Kauf genommen hatte! Schräg!
In der Bucht war das Wasser genauso kalt wie am Tag zuvor. Später schaute ich im Internet nach und sah, dass es 14 Grad hatte. 14! Vor ein paar Monaten war ich noch in Malaysia bei 28 Grad Wassertemperatur im Meer. Ja, 14 Grad durften tatsächlich kalt sein. Vielleicht war ich deshalb auch abgehärtet und mir machten die kalten Duschen der Wochen danach kaum noch was aus. Die zwei Tage waren unglaublich schön und beim nächsten Mal würde ich den gesamten Track machen, welcher insgesamt 60 km lang ist.
Queen Charlotte Track!
Am nächsten Morgen verabschiede ich meine Freundin und fuhr in Richtung Picton wo ich noch einen Teil des Queen Charlotte Track laufen wollte, bevor ich am nächsten Tag mit der Fähre auf die Nordinsel rüber setzte. Dieser Track ist insgesamt 70 km lang und verläuft entlang den Marlborough Sounds, ich hätte auch hier gerne mehr Zeit verbracht, aber die hatte ich nicht mehr. So lief ich von Awikana aus ca. 7 km bis zum ersten Lookout und den selben Weg wieder zurück. Auch an diesem Tag war das Wetter wieder sehr schön. Super warm. Oben am Lookout angekommen, genoss ich die Sicht über die Sounds. Kann Natur noch beeindruckender sein? Der Track gehört nicht zu den Great Walks ist aber auch ein sehr schöner Track. Die letzten Tage auf der Südinsel waren perfekt.
Nach dem Track sprang ich bei Awikana ins Wasser und belohnte mich mit einem Eis bei den Temperaturen. Ein Traum! Abends fuhr ich die Straße entlang des Kenepuru Sounds und schlief auf einem Platz direkt am Wasser. Die letzte Nacht hätte nicht besser sein können.
Das Ende der Südinsel!
Am nächsten Morgen hingen die Wolken tief und es sah nach Regen aus. Ich machte mich auf dem Weg nach Picton um mit der Fähre rüber zu setzen. Das Erdbeben hatte sichtlich Spuren auf der Straße hinterlassen. Teilweise waren die Hänge herunter gekommen und die Erde war nur zur Seite geschoben, das man vorbei fahren konnte. Aber es gab auch Stellen mit Rissen in der Straße oder wo sie einfach weg war. Echt schlimm. Und das Epizentrum ist noch über 100 km entfernt. Möchte nicht live sehen, welche Spuren es da hinterlassen hat.
Da die Fähre Verspätung hatte, verbrachte ich den Vormittag in Picton. Die Fahrt auf der Fähre war total aufregend. Ich war noch nie auf einer so großen Fähre mit so vielen LKW’s, Camper und Autos. Echt beeindruckend. Die Fahrt dauerte vier Stunden und verlief durch die Marlborough Sounds. Schönes Fleckchen Erde!
Und da war es, das Ende der Südinsel. Unglaublich schöne vier Wochen! Beeindruckend Landschaften, die mich oft nicht aus dem Staunen haben heraus kommen lassen. Wenn ihr nach Neuseeland möchtet und nicht genug Zeit habt um beide Inseln zu sehen, schaut euch die Südinsel an und ihr versteht wovon ich spreche.