Schon als ich im Mai in Indonesien war, war die Idee in ein Silent Retreat zu gehen in meinen Kopf. Mehr jeden Tag Yoga zu machen und zu meditieren, nicht unbedingt, dass ich umgeben von Stille bin. Im Mai war es nicht ganz so umsetzbar, also musste ich noch mal wieder kommen und da war ich nun.
Der Weg führte etwas nord- westlich von Ubud ins grün zwischen Reisfeldern und Dschungel. An der Rezeption bekam ich alles einmal erklärt, wurde einmal herum geführt mit weiteren Hinweisen und da war sie nun, die Stille. 7 Tage kein Wort sprechen. Oh hah, dachte ich noch, also auf ins Abenteuer.
Der Plan sah nun wie folgt aus:
- 6:00 Meditation
- 7:00 Yoga
- 8:30 Frühstück
- ab 11:30 Lunch
- 14:00 Yoga
- 15:30 Meditation
- und ab 16:30 Dinner
Zwischendurch noch lesen, schlafen und manchmal gab es noch ein paar spezielle Ausflüge. Hartes Leben sag ich euch.
Am ersten Abend war direkt eine Agnihotra Feuer Zeremonie. Diese Zeremonie dient zur Reinigung der Atmosphäre, aber auch zur Reinigung von Luft, Wasser und Erde, sowie Tier, Pflanzen und Mensch. Sie kann die Psyche regenerieren. Wir saßen im großen Kreis um die kleine Feuerschale und sangen ein Mantra. Ich stellte mir zuvor ein großes Lagerfeuer vor, aber es war nur ein kleines süßes Feuer in einer Schale. Jeder setzte sich nach und nach ans Feuer um altes los zu lassen oder auch etwas im Sinne der Erde zu befreien. Die Zeremonie kann jeweils zu Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang statt finden, da dann um die Agnihotra Kupferpyramide große Mengen Energie erzeugt werden die negative Energien neutralisiert und starke verstärkt. Die Asche und der Rauch hat eine vorteilhafte Wirkung und wirkt heilsam. Da fing der erste Abend schon tiefsinnig an. Loslassen also, so sollte es sein. Nach dem beim meditieren am Mittag die Gedanken in meinem Kopf so überhaupt keine Ruhe geben wollten, fühle ich mich nach der Zeremonie irgendwie viel leichter. Weiter erklären kann ich es nicht, nur das es tatsächlich so war.
Das nicht sprechen war komisch, beim Essen saßen alle mit dem Gesicht zur Landschaft gerichtet und es sprach tatsächlich niemand. Jeder lächelte immer, Kommunikation fand nur noch über Mimik statt.
Ca. 15 Minuten bevor Yoga oder Meditation anfing oder wenn das Essen fertig war, wurde mit ein paar Gong’s zur nächsten Veranstaltung gerufen. So hatte die Uhr auch seine Wichtigkeit verloren. Dong und alle kamen anmarschiert. Um sechs meditieren war mir dann doch zu früh, also hieß es 7:00 Yoga.
Asana Yoga ist eine sehr ruhige dynamische Yoga Art mit sehr viel Dehnung und langanhaltenden Figuren zur Kräftigung der Muskulatur zur Stabilität und Wohlbefinden. Die Atmung ist das wichtigste beim Yoga. Der morgendliche Kurs war noch ruhig, aber Mittags steckte richtig Power dahinter. Ja, auch beim Yoga kann man Pitsch-Nass-Geschwitzt sein, die 30 Grad Außentemperatur machten es aber nicht leichter. Der Kurs am Mittag machte mir die ersten Tage richtig zu schaffen, am letzten Tag habe ich mich richtig gefreut und war schon enttäuscht, dass es der letzte sein wird. Zumindest im Retreat.
Die Yoga Lehrer sind dort richtig gut, ich hatte immer viel Spaß dabei und bin wirklich fasziniert was tägliches Yoga in nur einer Woche mit meinem Körper angestellt hat. Ich bin so viel beweglicher als vorher und die Muskeln haben den Namen nun etwas mehr verdient. Ich möchte weiterhin zwei bis drei mal die Woche Yoga machen. Es hat auch den schönen Nebeneffekt, dass ich dadurch noch ruhiger wurde und irgendwie eine bessere Verbindung zu meinem Körper bekommen habe.
In den Zeiten zwischen Yoga und essen, schlief ich in der Hängematte oder laß Bücher. Eine Woche, zwei Bücher ist wirklich ein guter Schnitt für mich. Aber ich hatte auch kein Handy, bzw. kein Internet. Wie viel Zeit ein Handy auffrisst am Tag, ist wirklich unglaublich. Merke den Unterschied in den zwei Tagen seit ich es wieder habe immens. Es hat mir nicht gefehlt, überhaupt nicht. Da ich wirklich eine Woche nur Vögelgezwitscher und die Tiere der Nacht hören wollte, gab es auch keine Musik und keine Hörbücher.
Am zweiten Tag hatte ich mich schon an die Stille gewöhnt und es war nicht mehr komisch, dass keiner sprach. Es gefiel mir richtig gut. Es wäre schwieriger für mich, wenn ich in ein Camp ginge, wo ich 10 Stunden am Tag ununterbrochen sprechen müsste. Ich hatte keine Langeweile und genoss die Zeit zwischen Yoga, essen und lesen.
Mit dem meditieren konnte ich mich nicht ganz so anfreunden, es klappte von Tag zu Tag etwas besser, immerhin kann ich nun eine halbe Stunde auf einem Kissen im Meditationssitz sitzen ohne, dass es unbequem wird. Aber die Gedanken in meinem Kopf wurden nicht leiser. Etwas schon, aber nicht komplett. Immer war irgendwas los, 10 Sekunden auf das Atmen konzentriert und wieder kam was anderes zum Vorschein. Kann bitte jemand den Schalter drücken und diese Gedanken ausstellen?
Am letzten Abend fand ein Meditationsworkshop statt, bei dem ich erfuhr, dass es gar nicht darum geht, gedankenfrei bei der Mediation zu sein, sondern ihnen keine Aufmerksamkeit zu schenken. Das krieg ich vielleicht noch hin. Allerdings diese Sache mit der Visualisierung und sich selbst wie in einem Film zu betrachten, puh, schwierig. Also nun fünf Minuten am Tag, Bewusstsein für den Körper, atmen und auf die Geräusche der Umgebung hören oder Atemzüge zählen. So schwer hört es sich nicht an. Ich werde berichten wie mich das in den nächsten Wochen so begleiten wird. Versuche es doch auch mal, jeden morgen nach dem Zähneputzen 5 Minuten meditieren und schreibe was es bei dir bewirkt.
Im Retreat gab es Veganes Essen. Und war lecker! Richtig lecker. Indonesische Küche mochte ich zuvor schon sehr gerne, konnte mir aber nicht vorstellen, dass es auch bei veganem Essen so sein könnte. Ich habe nichts vermisst die ganze Woche. Im Retreat und drum herum ist ein großer Teil des Gemüses und Obst angebaut, welches jeden Tag zum kochen benötigt wird. Der Rest wird bei Locals in der Umgebung gekauft. Ich weiß nicht was ich alles gegessen habe. Gemüse was ich zuvor noch nie gesehen habe, es war aber lecker. Und ich wollte jeden Tag alles neue probieren, mein Teller sah daher immer wie ein bunter Probierteller aus und es gab alles Querbeet. Die Suppen und die Balinesischen Wild Spinach Frittatas waren meine Favoriten.
Es wird im Retreat sehr viel Wert auf gesunde Ernährung gelegt und auf die Umwelt. Der Garten hat ein richtiges Beplanzungssystem, wo was wachsen kann, welches Gemüse, das meiste Wasser braucht und somit am nächsten am Wasserlauf des Wassers vom Berg gepflanzt wird. Sehr interessant. Wenn ich dieses Buffet jeden Tag zur Verfügung hätte, könnte ich tatsächlich vegan leben. Und ich muss sagen, mein Körper mochte dieses Essen ebenfalls sehr gerne. Weniger Müdigkeit, fitteres Gefühl und der Bauch war viel freundlicher. Wenn ihr mehr über das Essen wissen möchtet, schaut bei www.newearthcooking.com rein, da gibt es auch ein paar Rezepte zum ausprobieren.
Mit den Tagen die immer Stiller wurden und mein Gehirn so langsam die Ruhe annahm, kamen altes bewusst verdrängtes hoch. Gerechnet hatte ich damit schon viel früher. Es war gut, dass ich ein eigenes Zimmer hatte und konnte mich mit einigen Dingen etwas genauer beschäftigen und den Emotionen freien Lauf lassen.
Die Umgebung kannst du auch erkundigen und dir die Reisfelder anschauen, einen Jungle River Walk machen oder zu seinem Hot Spring gehen. Es wird keine Langeweile auf kommen.
An den Abenden wo der Meditationsworkshop war oder wir über das Essen sprachen oder eher zuhörten, empfand ich es sehr komisch jemanden reden zu hören, wo sonst immer Ruhe herrschte. Bei manch anderen hätte mich schon die Geschichte gehört, was sie zum Silent Retreat nach Bali führte, selbst die Namen kenne ich nicht. Schon Schräg.
Nun wieder in der Zivilisation angekommen, ist es angenehm wieder zu sprechen. Ich habe es tatsächlich nicht verlernt. Hatte befürchtet, dass mir die ersten Tage alles zu laut sein wird, aber so ist es nicht. Es war wirklich eine gute Erfahrung in dem Camp, die ich nicht missen möchte. Jedem der mal komplett raus möchte und näher zu sich finden möchte, kann ich das nur empfehlen und Yoga ist sowieso eine tolle Sache.